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Wenn Papierberge Talente vertreiben – und wie Kanzleien und Rechtsabteilungen gegensteuern können

Autor:

Fabian Staub, CEO von CASUS

·

5 min

Lesezeit

Wenn Papierberge Talente vertreiben – und wie Kanzleien und Rechtsabteilungen gegensteuern können

Für junge Juristinnen und Juristen, allesamt Digital Natives, sind manuelle Abläufe eine echte Hürde: Wer ewig in verstaubten Archiven sucht und Textbausteine manuell erstellt, fühlt sich ausgebremst. Manche Kanzleien und Rechtsabteilungen haben erkannt, dass sie so wertvolle Nachwuchskräfte verlieren könnten. Andere jedoch verharren in alten Strukturen – mit allen Risiken.

Wir alle kennen das: Eine Mandantin übergibt uns einen Vertragsentwurf der Gegenpartei zur Prüfung oder bittet selbst um einen Vertragsvorschlag. Wir setzen uns hin, überlegen zuerst, ob wir das Thema schon einmal bearbeitet haben, suchen in den unzähligen Dateien im Archiv nach der passenden Vorlage, übertragen die Aufgabe dann einem Associate, prüfen dessen Entwurfstext, überarbeiten ihn und schicken den Vertrag anschliessend der Mandantin zurück, womöglich mit der Bemerkung, es handle sich hier erst um einen vorläufigen Entwurf, man wolle doch bitte Feedback geben. Auf den ersten Blick wird klar: Der beschriebene Prozess ist schrecklich ineffizient!

Problem Nr. 1: Wir unterfordern den juristischen Nachwuchs

In meinen Gesprächen mit gleichaltrigen Kolleginnen und Kollegen aus Rechtsabteilungen und Kanzleien zeigt sich immer wieder, dass repetitive, manuelle juristische Arbeit als frustrierend empfunden wird. Junge Leute in ihren 20ern und 30ern sind in der digitalen Welt zuhause. Sie sind es gewohnt, hochwertige Informationen digital zu suchen und auf dieser Basis mit echtem juristischem Know-how zu glänzen. Kurz: Der Nachwuchs will nicht jedes Mal wieder auf der grünen Wiese beginnen, wenn es längst effizientere Wege gäbe.

Nun könnten erfahrene Kolleginnen und Kollegen entgegnen, dass es zum juristischen Handwerk gehöre, sich durch Berge von Akten zu kämpfen und Formulierungen von Grund auf zu erarbeiten. Das ist tatsächlich nicht völlig aus der Luft gegriffen. Trotzdem bleibt die Realität: Wir alle arbeiten längst mit Vorlagen und Mustern, nur oft eben in unübersichtlichen Strukturen. Und das führt zu Qualitätsrisiken und zu dem Gefühl, sinnlos Zeit zu vergeuden – besonders für junge Talente, die ja voller Tatendrang stecken.

Problem Nr. 2: Wir vergeuden wertvolle Partnerzeit

Die wertvollste Ressource in einer Kanzlei ist die Zeit, die Partner für die Beratung anspruchsvoller Mandantschaft und die Ausbildung des Nachwuchses aufwenden können. Damit wird am meisten Mehrwert geschaffen, sowohl für die Mandantin als auch für die Kanzlei. Junge Juristinnen und Juristen wiederum können viel schneller wachsen, wenn sie in wirklich herausfordernde Mandate eingebunden werden – anstatt im Dokumentenarchiv zu versauern oder sich durch Excel-Tabellen zu klicken.

Auch hier ist das Thema Automatisierung zentral. Jede Minute, die für manuelle Routine aufgewendet wird, fehlt bei komplexen Diskussionen oder in der Betreuung des Nachwuchses, sei es durch Mentoring oder Feedback zu kniffligen rechtlichen Fragestellungen. Erfahrene Partnerinnen und Partner können ihre Zeit wesentlich produktiver einsetzen, wenn gewisse repetitive Aufgaben durch digitale Tools abgenommen werden.

Problem Nr. 3: Wir produzieren nicht die bestmögliche Qualität

Ich weiss, uns Juristinnen und Juristen schmeichelt der Gedanke, dank unserer Ausbildung, Erfahrung und Expertise für die schwierigsten Fragestellungen die beste Lösung zu finden. Im Grundsatz stimmt das auch – wir geniessen häufig grosse Wertschätzung für unsere Arbeit. Aber Hand aufs Herz: Können wir als Einzelpersonen stets die bestmögliche Lösung liefern?

Gerade junge Talente sehen KI-basierte Assistenzsysteme nicht als Bedrohung, sondern als sinnvolle Unterstützung. Diese Tools ziehen gigantische Datenmengen heran. Damit liefern sie höchstwahrscheinlich ein solides Ergebnis – besser vielleicht, als wenn wir unter Zeitdruck und mit limitierten Ressourcen „auf gut Glück“ recherchieren. Die Kunst liegt darin, die Technologie klug einzusetzen und die menschliche Expertise dadurch zu stärken, nicht zu ersetzen. Wer diesen Mittelweg findet, steigert nicht nur die Qualität, sondern auch die Motivation des Teams – insbesondere beim Nachwuchs.

Problem Nr. 4: Wir verlieren im Wettbewerb – um Mandate und um junge Köpfe

Die Nutzung von KI ist das Gebot der Stunde. Mandantinnen von Kanzleien oder die Stakeholder von Rechtsabteilungen sind hier oft einen Schritt voraus. Aktuellen Einschätzungen zufolge setzt bereits ein grosser Teil der Büroberufe auf KI – und es ist nur eine Frage der Zeit, bis dies zum Standard in fast allen Bereichen wird. Und junge Juristinnen und Juristen, die genau damit aufgewachsen sind, verstehen gar nicht, warum sie in einer Kanzlei oder Rechtsabteilung zurück ins analoge Zeitalter katapultiert werden sollen.

Gerade hochqualifizierte Nachwuchskräfte, die sich beruflich rasch entwickeln wollen, fragen bei Bewerbungen gezielt nach der IT-Infrastruktur und der Offenheit für neue digitale Lösungen. Sie möchten bei einem fortschrittlichen Arbeitgeber arbeiten und nicht an veralteten Prozessen hängen. Wer also nicht modernisiert, riskiert nicht nur, im Mandatsgeschäft abgehängt zu werden, sondern auch den Anschluss an die nächste Generation Juristinnen und Juristen zu verlieren.

Der Schritt in die digitale Zukunft lohnt sich

Fassen Sie sich ein Herz! Geben Sie KI und digitalen Tools eine Chance und nutzen Sie sie! Genau jetzt ist die Zeit dafür! Es wird Ihnen vielleicht nicht leichtfallen, weil der Einsatz von KI in der juristischen Arbeit für viele von uns immer noch einer Art Tabubruch gleicht. Und machen Sie sich gefasst: Sie werden sich mit den typischen Kinderkrankheiten jeder neuen Technologie auseinandersetzen müssen. Aber glauben Sie mir: Es lohnt sich!

Zum einen wird juristische Arbeit effizienter und effektiver, weil wir repetitive Routineaufgaben den Maschinen überlassen und uns auf komplexe Beratungsfälle konzentrieren können. Zum anderen freuen sich gerade jüngere Kolleginnen und Kollegen, wenn sie statt Excel-Listen zu pflegen und Ordner zu durchforsten endlich das tun dürfen, wofür sie ausgebildet wurden: juristisch denken, argumentieren, beraten.

Die Generation Y und Z legt viel Wert auf sinnhaftes Arbeiten – wer ihnen veraltete, manuelle Prozesse zumutet, droht, diese Talente zu verlieren. Erfolgreiche Kanzleien und Rechtsabteilungen werden sich zu digitalen Vorreitern entwickeln und damit sowohl die besten Nachwuchskräfte als auch anspruchsvolle Mandantinnen und Mandanten anziehen. Kurz gesagt: Nutzen Sie die digitalen Möglichkeiten, damit junge Juristinnen und Juristen ihre Potenziale voll entfalten können – und sichern Sie sich so Ihre Zukunft im Rechtsmarkt!

Über den Autor

Fabian Staub ist Mitgründer und CEO von CASUS Technologies, einem in Zürich ansässigen Legal-Tech-Spin-off der Universität St. Gallen (HSG). Er hat Rechtswissenschaften in Zürich, St. Gallen, Paris und Uppsala studiert. Bevor er CASUS mitbegründete, war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Legal Tech an der HSG tätig. Das CASUS-Team entwickelt ein KI-basiertes Tool, das künstliche Intelligenz für Rechtsdokumente nutzbar macht. Für seine unternehmerischen Aktivitäten wurde Fabian in die Forbes-Liste „30 Under 30“ aufgenommen.

Link zum Original-Artikel: Link (Seite 18)

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