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Schneller ist nicht immer besser: Warum Effizienz nicht das einzige Ziel juristischer Arbeit sein sollte

Autor:

CASUS

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3 min

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Schneller ist nicht immer besser: Warum Effizienz nicht das einzige Ziel juristischer Arbeit sein sollte

Die neue Währung heisst Effizienz

In der heutigen Arbeitswelt gilt Effizienz als höchste Tugend. Prozesse werden optimiert, Tools eingeführt, Zeiterfassungssysteme aufgesetzt – und wer es schafft, in weniger Zeit mehr zu leisten, gilt als besonders erfolgreich. Auch in Kanzleien und Rechtsabteilungen ist dieser Trend spürbar: Jede Minute zählt, jede Sekunde will genutzt sein.

Doch bei aller Begeisterung für Effizienz stellt sich die Frage: Haben wir dabei vergessen, was gute juristische Arbeit im Kern ausmacht? Ist Schnelligkeit wirklich immer ein Gewinn – oder kann der Effizienzdruck am Ende sogar kontraproduktiv sein?

Der Effizienzdruck im juristischen Alltag

Kaum ein Berufsfeld steht so stark unter dem Einfluss von Zeittaktung wie die juristische Praxis. Ob in der Beratung, der Vertragsprüfung oder im Litigation-Bereich: Turnaround-Zeiten werden verkürzt, Prozesse digitalisiert, Leistungen getrackt. Legal Tech, AI, automatisierte Vorlagen – all das verspricht schnellere Abläufe und weniger Aufwand.

Das Problem? Mit jedem neuen Tool steigt nicht nur die Effizienz, sondern auch die Erwartung. Wenn ein Vertrag heute in zwei Stunden geprüft werden kann, stellt sich nicht mehr die Frage, ob die Qualität stimmt – sondern warum es nicht in einer geht.

So entsteht ein Teufelskreis: Technologische Unterstützung führt zu höherem Tempo, das höhere Tempo wiederum zu weniger Raum für inhaltliche Tiefe. Der Anspruch an Schnelligkeit verdrängt die Zeit für Nachdenken, Einordnung und Diskussion.

Denkzeit ist keine verlorene Zeit

Juristische Arbeit lebt von Präzision, Kontextverständnis und Argumentation. All das braucht eines: Zeit. Zeit, um ein Problem zu durchdringen. Zeit, um zwischen den Zeilen zu lesen. Zeit, um kreative, tragfähige Lösungen zu entwickeln.

Gerade in komplexen Fällen ist es oft nicht die erste Antwort, die zählt – sondern die reflektierte. Wer sofort reagiert, riskiert, Wichtiges zu übersehen. Wer sich Zeit nimmt, erkennt Zusammenhänge, bewertet Risiken differenzierter und trifft tragfähigere Entscheidungen.

Auch neurologisch ist das belegt: Kleine Pausen, gedankliche Umwege oder kurze Unterbrechungen fördern Kreativität, Entscheidungsstärke und Konzentration. Die besten Ideen entstehen selten unter Zeitdruck – sondern im Moment der Entschleunigung.

Die Rolle von AI: Werkzeug oder Taktgeber?

AI kann ein Gamechanger sein – wenn sie richtig eingesetzt wird. Als Werkzeug, das repetitive Aufgaben übernimmt, Informationen sortiert, Muster erkennt. Sie schafft Raum, indem sie Routine abnimmt. Aber sie darf nicht zum Taktgeber werden.

Wenn AI lediglich dafür sorgt, dass noch mehr Aufgaben in noch kürzerer Zeit erledigt werden, verpufft ihr Potenzial. Statt Denkzeit zu ermöglichen, verdichtet sie den Alltag weiter. Die Gefahr: Technologie wird zur Belastung, nicht zur Entlastung.

Deshalb gilt: Die wahre Stärke von AI liegt nicht im Tempo, sondern in der Qualität, die sie freisetzt – wenn man sie bewusst einsetzt. Nicht, um menschliches Denken zu ersetzen, sondern um es zu ermöglichen.

Ein Plädoyer für Balance statt Dauerleistung

Natürlich ist Effizienz wichtig – gerade in einer Zeit, in der Teams unter Druck stehen, Budgets begrenzt sind und die Erwartungen wachsen. Aber Effizienz darf kein Selbstzweck werden. Wer juristische Qualität liefern will, braucht beides: leistungsfähige Tools und den Freiraum, sie sinnvoll zu nutzen.

Das bedeutet auch: Pausen zuzulassen. Denkzeit zu verteidigen. Technologien so zu gestalten, dass sie entlasten – nicht antreiben. Und eine Kultur zu fördern, in der Qualität vor Geschwindigkeit geht.

Fazit: Qualität durch Entschleunigung

Schneller ist nicht immer besser. Juristische Exzellenz entsteht nicht im Eiltempo, sondern durch Analyse, Nachdenken, Einordnung. AI und Effizienztools können uns unterstützen – wenn sie klug eingesetzt werden.

Die Herausforderung besteht darin, Technologie als Möglichkeit zur Fokussierung zu begreifen, nicht als Taktgeber. Denn was Jurist:innen auszeichnet, ist nicht nur die Fähigkeit, effizient zu arbeiten – sondern die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen, Zusammenhänge zu erkennen und tragfähige Antworten zu geben. Und dafür braucht es vor allem eines: Zeit.

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